ACHTUNG – alter Fehler: nicht der Schlafsack wärmt, sondern der Körper. Der Schlafsack isoliert nur, fängt also die vom Körper abgestrahlte Wärme auf. Auf jeder Trekkingtour verbringst du ca. 30 % deiner Zeit im Schlafsack. Dementsprechend wichtig ist es, einen Schlafsack zu finden, der optimal zu dir und zu deinen Unternehmungen passt. Dabei hast du im Wesentlichen zwei Optionen: Daune und Kunstfaser. Bevor wir jedoch auf die Füllung eingehen, erst einmal ein paar allgemeine Infos:
1 Optimales Wärme-/Gewichtsverhältnis
Verwendet man seinen Schlafsack auf Rucksackwanderungen, Trekkingtouren oder Expeditionen, merkt man sehr schnell, dass ein optimales Wärme-Gewichtsverhältnis eines der wichtigsten Qualitätskriterien ist. Tagsüber möchte man nur ein kleines und leichtes Päckchen im Rucksack tragen, Nachts braucht man, je nach persönlichem Kälteempfinden, einen besonders kuscheligen warmen Schlafsack.
2 Stabile Wärmeleistung
Selbst wenn du viele Tage oder Wochen unter extremen Bedingungen oder in feuchten Gegenden unterwegs bist, darf die Wärmeleistung des Schlafsacks nicht nachlassen.
3 Langlebiges Produkt
Suchst du ein Produkt, das höchsten Qualitätsansprüchen genügt, musst du naturgemäß etwas tiefer in die Tasche greifen.
Um die Vergleichbarkeit der Temperaturangaben von Schlafsäcken zu garantieren, werden diese gemäß der EN 13537 nach einem einheitlichen Testverfahren ermittelt. Eine auf 34°C erwärmte Gliederpuppe wird in einem klimatisierten Raum in den Schlafsack gelegt, hiernach wird ermittelt welche Energiezufuhr erforderlich ist um die Temperatur der 20 verschiedenen Körpersegmente stabil zu halten.
TEMPERATURANGABEN AUF SCHLAFSÄCKEN
- Komforttemperatur T comfort
Dieser Wert wird für eine „Standard-Frau“(25 Jahre, 60 Kg, 1,60m) berechnet, die gerade noch nicht friert. Beim Schlafsackkauf solltest du dich am Komfortwert T comfort orientieren. - Grenztemperatur T limit
Dieser Wert wird für einen „Standard-Mann“(25 Jahre, 70 Kg, 1,73m) berechnet, der gerade noch nicht friert. - Extremtemperatur T extreme
Dieser Wert wird für eine „Standard-Frau“(25 Jahre, 60 Kg, 1,60m) unter starker Kältebelastung berechnet. Hier besteht bereits ein Risiko der Unterkühlung.
Beim Maximalwert (T maximum) würde man im Schlafsack schwitzen und unter normalen Bedingen den Schlafsack öffnen und als Decke benutzen.
FAKTOREN FÜR DAS KÄLTEEMPFINDEN IM SCHLAFSACK
- Außentemperatur, Höhe, Wind und Luftfeuchtigkeit
- Schlafsackunterlage und Schlafbekleidung (Isolation)
- Schnitt
- Geschlecht, körperliche (Erschöpfung, Ernährung) und psychische Verfassung
- Schlafverhalten
Grundsätzlich kann ein Schlafsack die Körperwärme umso besser zurückhalten, je mehr Luft im Schlafsack gespeichert werden kann (großer Loft/Bauschkraft) und zugleich je weniger die Luft im Schlafsack zirkulieren kann.
FAKTOREN FÜR DEN WÄRMEVERLUST BEIM SCHLAFEN
- Konvektion (= Luftaustausch)
Wärmeentzug durch Luftzirkulation (geöffneter Reißverschluß, nicht vorhandener/benutzter Wärmekragen). Es mischen sich warme Luft aus dem Schlafsack mit kalter Umgebungsluft. Der Körper benötigt ständig neue Energie zum Erreichen einer gleich bleibenden Temperatur im Schlafsack. Das gilt analog auch wenn der Schlafsack zu groß ist. - Radiation (= Strahlung)
Der Körper strahlt Wärme ab. Je besser ein Schlafsack diese Wärme reflektiert und speichert desto weniger Energie benötigt der Körper zum Erreichen einer gleich bleibenden Temperatur im Schlafsack. - Evaporation (Verdunstung)
Jeder Mensch gibt über Nacht ca. ½ bis 1 Liter Feuchtigkeit ab. Bleibt die Feuchtigkeit auf der Haut entsteht Verdunstungskälte und der Körper versucht die Haut durch Wärme zu trocknen. Je trockener ein Schlafsack die Haut hält, desto mehr spart der Körper Energie. - Konduktion (Wärmeleitung)
Je weniger ein Material isolierende Eigenschaften hat, desto schneller kann Wärme abfließen, z.B. bei direktem Kontakt mit dem kalten Boden.
KÖRPERGRÖSSEN UND PASSENDE SCHLAFSACKGRÖSS
Wichtig ist auch die richtige Größe des Schlafsacks: Die optimale Wärmeleistung erzielt ein Schlafsack, wenn er eng am Körper anliegt. Ist er zu weit oder zu lang, müssen unnötige Lufträume erwärmt werden, die sich durch Konvektion oder Austausch bei Bewegungen permanent abkühlen. Deshalb ist ein zu großer Schlafsack oft kalt. Ein zu kleiner Schlafsack ist aber auch nicht funktionell, da die Füllung an Füßen, Schultern, Knie oder Gesäß zusammengedrückt wird und Kältebrücken entstehen.
- Körpergröße Mensch 200 cm, 185 cm, 167 cm
- Länge Schlafsack 237 cm, 225 cm, 208 cm
- Breite Schlafsack oben 85 cm, 80 cm, 80 cm
- Breite Schlafsack Fußteil 58 cm, 55 cm, 55 cm
Kleine Personen sollten kurze Schlafsäcke nutzen, damit im Fußbereich nicht zu viel Luft bleibt. Alternativ sollte man das Fußteil hinter den Füßen abbinden (z. B. bei Kindern) bzw. das Fußteil mit Pullovern oder anderen Bekleidungsteilen ausfüllen.
Ganz allgemein: Der Schlafsack muss dich nachts zuverlässig warm halten. Darum darf die Isolierung nicht verrutschen. Zu diesem Zweck gibt es verschiedene Konstruktionen: z. B. die durchgesteppte Naht, bei der Außenstoff und Innenfutter direkt vernäht werden. Sie ist die billigste und schlechteste Verarbeitung, da hier an der Naht eine Kältebrücke entsteht. Wesentlich besser funktionieren Kammerkonstruktionen, bei denen vertikale „Trennwände“ die Füllung an ihrem Platz halten. Eine besonders edle und aufwändige Verarbeitung stellen V-Kammern dar. Hier stehen die Kammerwände leicht schräg, um das Isoliermaterial optimal zu verteilen und an seinem Platz zu halten.
AUFBAU DES SCHLAFSACKS: WICHTIGE AUSSTATTUNGSDETAILS
- Wärmekapuze
Über den Kopf verliert der menschliche Körper ca. 30% seiner Wärme. Diese Abwärme für die Nacht nutzbar zu machen ist die Aufgabe der Kapuze. - Wärmekragen
Der Wärmekragen verhindert das Entweichen der aufgewärmten Luft nach außen, wenn die Kapuze offen ist und man sich bewegt. - Reißverschluß-Abdeckleiste
Die Abdeckleiste verhindert das erwärmte Luft aus dem Schlafsack entweicht und auch dass kein kalter Wind durch den Reißverschluss in den Schlafsack gelangt. - 2-Wege Reißverschluß
Der koppelbare 2-Wege-Reißverschluß öffnet sich nicht selbstständig.
Bei manchen Modellen kann man zwischen links- und rechtsseitigen Reißverschlüssen wählen. So lassen sich zwei Schlafsäcke verbinden. Pärchen können dann den Temperaturbereich ihrer Schlafsäcke beträchtlich erweitern. - Fußbox
Die Oberseite des Schlafsacks ist in der Fußbox meist dicker gefüllt.
WELCHES MATERIAL SOLLTE MEIN SCHLAFSACK HABEN?
GUT ZU WISSEN:
Was im Schlafsack isoliert, ist nicht die Füllung selbst, sondern die Luftschicht, die von der Füllung eingeschlossen wird.
DAUNENSCHLAFSACK: PRO UND CONTRA
Dafür funktioniert Daune bei Nässe schlechter (Daunen klumpen bei Feuchtigkeit und können isolierendes Luftvolumen dadurch nicht mehr binden
Daunen kosten mehr
KUNSTFASERSCHLAFSACK: PRO UND CONTRA
robuster und sie wärmen auch noch im nassen Zustand.
Dafür sind sie etwas schwerer als Daunenschlafsäcke und nicht ganz so klein verpackbar.
Alles über die Daune
SCHLAFSÄCKE MIT DAUNENMISCHUNGEN
Oft finden sich in der Beschreibung von Schlafsäcken Zahlen wie 70/30, 80/20 oder 90/10. Diese Zahlen geben das prozentuale Verhältnis von Daunen zu Federn in der Füllung an und ergeben zusammen immer 100 %. Dabei gilt: Je höher der Daunenanteil in der Füllung ist, umso hochwertiger ist die Daunenmischung. Die Frage, warum es keine 100 % Daunenfüllung gibt, ist schnell beantwortet: Daunen sind ein Naturprodukt. Selbst bei Füllungen mit 96 % Daunenanteil ist ein extrem hoher Aufwand nötig, um alle Federn auszusortieren. Eine weitere Sortierung übersteigt schlicht die aktuellen Fertigungsmethoden.
WANN BRAUCHE ICH EINEN DAUNENSCHLAFSACK?
Trailrunner, Ultraleichttrecker und alle, die im Winter in großen Höhen übernachten, kommen am Daunenschlafsack nicht vorbei. Für gemäßigte Einsätze bietet Daune einen sehr angenehmen Komfort, aber keine Notwendigkeit.
FAZIT
Daune ist weltweit das beste Isolationsmaterial für Schlafsäcke und Wärmebekleidung. Im Hinblick auf die Verhältnisse von Wärme zu Gewicht und Packmaß und Preis zu Lebensdauer bietet die Daune die besten Relationen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass man sich für Qualität entscheidet. Wichtigstes Kriterium für Daunenqualität ist der Loft. Des weiteren spielen die Aufbereitung der Daune und das Mischungsverhältnis eine Rolle, wobei Letzteres eng mit dem Loft zusammenhängt.
KUNSTFASERSCHLAFSÄCKE
Wärmeleistung selbst in feuchtem Zustand: Dieser Punkt kommt vor allem auf Mehrtagestouren bei schlechtem Wetter zum Tragen. Wenn der Daunenschlafsack tagsüber nicht komplett auslüften kann, wird er durch die Körperfeuchtigkeit jede Nacht etwas schwerer und wärmt zugleich etwas schlechter. Dem Kunstfaserschlafsack dagegen kann die Feuchtigkeit nichts anhaben.
KUNSTFASERFÜLLUNG
Genau wie bei Daunenschlafsäcken besteht die Aufgabe der Kunstfaserfüllung darin, möglichst viel Luft um den Schläfer herum zu halten, die ihn gegenüber den Außentemperaturen isoliert. Verschiedene Hersteller haben dafür verschiedene Materialien und Konstruktionen entwickelt, die immer näher an die Isolationswerte der Daunen herankommen, sie bisher aber noch nicht erreichen. Dafür sind die Kunstfasern wesentlich pflegeleichter d. h. sie können einfacher gewaschen werden, was besonders bei Kinderschlafsäcken ein Vorteil ist.
WANN BRAUCHE ICH EINEN KUNSTFASERSCHLAFSACK?
Kunstfaserschlafsäcke zeichnen sich vor allem aus durch:
- Pflegeleicht
- Günstigerer Anschaffungspreis
- Unempfindlich gegen Nässe
Kunstfasern nehmen in sich kaum Feuchtigkeit auf, d.h. die Füllung verliert kaum an Loft und damit an Isolationsvermögen. Suchst du ein Allroundmodell mit dem sich alles machen lässt, reist du auch in feuchtere Gebiete oder bist auch mal bei Regen unterwegs? Du willst Pflege einfach und den Anschaffungspreis niedrig halten? Dann empfiehlt sich ein Kunstfaserschlafsack.
Schlafsack-Pflege
Dazu gehört an erster Stelle eine trockene, lockere und luftige Lagerung. Auf gar keinen Fall den (Daunen-) Schlafsack im Packbeutel oder Schlafsackfach des Rucksacks lagern! Der ist nur für den Transport bestimmt.
Wird die Füllung dagegen über Wochen und Monate komprimiert, verliert sie irgendwann ihre Bauschkraft (Loft) und damit auch ihre Isolationswirkung. Daunen also auch auf Reisen möglichst schnell aus dem Packsack rausholen. Kunstfasern sind weniger empfindlich.
Nach jeder Benutzung solltest du den Schlafsack gut auslüften und aufschütteln (vor allem Daunenschlafsäcke). So kann er die nachts aufgenommene Feuchtigkeit wieder abgeben und fängt nicht zu modern an.
PACKEN
WASCHEN
Waschen solltest du ihn dagegen nur, wenn unbedingt nötig, um Hautrückstände, Körperfett und Salze zu entfernen. Eine Wäsche ist leider nicht unbedingt förderlich für die Wärmeleistung.
Man kann durch Verwendung eines Inletts und Lüften nach jedem Gebrauch dem Waschen lange vorbeugen.
Sobald aber kein Weg mehr an der gründlichen Reinigung vorbei führt, wasche den Schlafsack selber und gehe wie folgt vor:
- Schließe den Reißverschluss und dreh die Innenseite deines Schlafsacks nach außen.
- Verwende ausschließlich ein mildes Wollwaschmittel (Kunstfaserschlafsack mit empfindlichem Silikon) bzw. Daunenwaschmittel (Daunen), und wasch den Schlafsack von Hand in der Badewanne oder im Wollwaschgang bei 30°C.
- Dabei mehrmals gründlich ausspülen und nie auswringen!
- Nach der Wäsche das Wasser nur leicht herausdrücken und den Schlafsack flach austropfen lassen. Dabei drauf achten, dass sich die Füllung nicht in einer Ecke zusammenklumpt.
- Bei der Trocknung im Wäschetrockner die niedrigste Stufe bzw. maximal 30 Grad einstellen und nur dür Daunenschlafsäcke mehrere Tennisbälle in die Trommel geben. Sie verteilen die Füllung ein wenig und wirken der Klumpenbildung entgegen.
- Wichtig: Der Schlafsack muss 100 % trocken sein, bevor er wieder verwendet werden kann. Daune braucht bis zu einer Woche, um vollkommen durchzutrocknen (rechtzeitig vor der Tour waschen!), bei Kunstfaser geht’s schneller. In dieser Zeit solltest du immer mal wieder den Schlafsack behutsam aufschütteln und die Daunen bei engeren, langen Kammern (z. B. Reißverschluss-Abdeckleiste) verteilen.