Ski wachsen: Alles, was du zur richtigen Skipflege wissen musst
Als leidenschaftlicher Skifahrer kennst du das Problem: Du startest zu deiner Abfahrt, aber deine Bretter fühlen sich auf der Piste ungewohnt schwerfällig und langsam an. Ursache hierfür ist in der Regel das abgenutzte Wachs unter deinen Ski. Mit einer fachgerechten Skipflege behebst du dieses Problem in Eigenregie – und das bei Bedarf ganz bequem zu Hause. Wie das Ganze funktioniert, erfährst du in unserem Online-Ratgeber.
Hast du deine Ski nach einer langen Wintersport-Saison schon einmal von unten betrachtet? Auf den ersten Blick mag der Belag glatt und eben aussehen, eine genaue Untersuchung (beispielsweise mit einer Lupe) offenbart jedoch viele kleine Löcher und Risse, welche die Gleiteigenschaften deiner Bretter beeinträchtigen. Denn: Treffen Schnee und Ski aufeinander, sorgen Druck und Reibung für einen dünnen Wasserfilm, auf dem deine Ski gleiten. Läuft das Wasser jedoch in die feinen Risse und Poren der Gleitflächen, bremst das deine Fahrt – fast so, als würde sich ein feuchtes Wasserglas an eine glatte Tischfläche saugen. Durch das Wachsen schließt du die vorhandenen Beschädigungen und glättest die Gleitflächen deiner Ski. Die Folge sind optimierte Gleiteigenschaften, auch das Handling wird spürbar besser. Zudem fühlen sich deine Ski nach der Skipflege bei der nächsten Abfahrt deutlich drehfreudiger an – ein Vorteil, welchen du vor allem auf anspruchsvollen Buckelpisten und im Tiefschnee schnell zu schätzen wissen wirst.
Wie oft du deine Ski wachsen musst, hängt von mehreren Faktoren ab:
- die Wetterverhältnisse
- die Pistenbedingungen
- die Anzahl der Abfahrten, die du mit deinen Brettern absolviert hast
Bei konstanten Wetterlagen und einer durchschnittlichen Nutzung reicht es in der Regel aus, deine Ski vor Beginn deines Skiurlaubs und anschließend einmal pro Woche mit frischem Wachs zu überziehen. Verändert sich jedoch die Temperatur stark, solltest du deine Bretter alle 3-5 Tage wachsen. Temperaturschwankungen haben einen direkten Einfluss auf die Konsistenz des Wachses und führen zu einer erhöhten Abnutzung. Auch bei einem abrupten Wechsel zwischen Nass- und Pulverschnee ist das Wachsen zu empfehlen. Du bist ein echter Wintersport-Enthusiast und fährst fast täglich Ski? Dann wirf jeden Morgen einen Blick auf die Gleitflächen deiner Bretter. Weisen diese Risse oder kleine Löcher auf, wird es Zeit für eine frische Wachsschicht. Als gemütlicher Gelegenheitsfahrer wachst du deine Ski spätestens am Ende der Saison, so dass du im kommenden Jahr wieder voll durchstarten kannst.
Möchtest du deine Ski selbst wachsen, benötigst du zunächst das richtige Wachs. Bei der Auswahl solltest du verschiedene Faktoren berücksichtigen:
- die Temperatur
- die Luft- und Schneefeuchtigkeit
- die Schneekörnung
Den größten Einfluss auf die Wachswahl hat die Temperatur – sie ist ein wichtiges Kaufkriterium. Auf jeder Wachspackung findest du eine Angabe, für welche Temperaturen das jeweilige Produkt geeignet ist. In der Regel werden drei Wachssorten für verschiedene Temperaturen angeboten: Ein Wachs für warme Temperaturen um die 0 Grad, ein Wachs für mittlere Temperaturen bis -10 Grad und ein Wachs für Temperaturen unterhalb von -10 Grad. Unser Tipp: Möchtest du deine Bretter im Voraus wachsen, entscheide dich für ein Wachs der mittleren Kategorie.
Kommen wir nun zu der Frage: Heiß- oder Kaltwachs? Beide Wachssorten unterscheiden sich in ihrer Qualität und der Art des Auftragens. Während das Heißwachs mit dem Bügeleisen aufgebracht wird, sodass das flüssige Wachs in die Risse und Poren eindringen kann, wird ein Kaltwachs nur oberflächlich aufgetragen. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass du deine Bretter schnell und einfach „zwischendurch“ wachsen kannst – beispielsweise zu Beginn des Ski-Tages oder bei einer Pause auf der Alm. Doch Obacht: Die Abriebfestigkeit von Kaltwachs kommt nicht an die exzellenten Haftungseigenschaften von Heißwachs heran.
Heißwachse bieten dir in Kombination mit der Oberflächenstruktur deiner Bretter zusätzlich die Möglichkeit, beim Wachsen die optimalen Gleiteigenschaften für verschiedene Schneebedingungen und Temperaturen zu erreichen. Denn: Heißwachse sind in Flour- und flourfreien Varianten erhältlich. Flour-Wachse sind stärker hydrophob. Das bedeutet, dass sie sich nicht mit Wasser mischen und Feuchtigkeit einfach abperlen lassen – kurz gesagt: Mit einem Flour-Wachs gleiten deine Ski noch besser. Das ist beim klassischen Ski alpin zwar nur selten wirklich spürbar, wohl aber bei anspruchsvollen Technikdisziplinen, wie beispielsweise beim Slalom oder Super-G.
Welches Wachs benötigst du also? Das hängt davon ab, wie und wo du Ski fährst. Aufgrund ihrer hervorragenden Gleiteigenschaften sind flourhaltige Heißwachse der Standard im Rennbereich. Sogenannte LF-Wachse mit einem mittlerem Flourgehalt stellen dabei den optimalen Kompromiss zwischen Gleiteigenschaften und Abriebfestigkeit dar. Möchtest du also rasant die Piste hinabsausen oder fährst du sogar Rennen, dann ist ein Heißwachs mit hohem oder mittlerem Flourgehalt eine gute Wahl.
Für den Allroundeinsatz sowie das Skitourengehen und Freeriden sind flourfreie Universalwachse, sogenannte Hydrocarbonwachse, eine interessante Alternative, da ihr Temperaturbereich deutlich größer ist. Zudem überzeugen Hydrocarbonwachse mit einer hohen Abriebfestigkeit – du musst deine Ski also seltener wachsen. Und wenn es einmal schnell gehen soll, greifst du einfach zu einem hochwertigen Kaltwachs.
Egal, ob du Freeride-, Carving- oder All-Mountain-Ski fährst: all diesen Ski-Typen kannst du bedenkenlos mit Heiß- oder Kaltwachs pflegen. Doch während du beim Ski alpin üblicherweise nur bergab fährst, geht es beim Skilanglauf häufig auch einmal bergauf. Genau diesen Umstand solltest du beim Wachsen deiner Langlaufski unbedingt berücksichtigen. Viele Modelle sind mit zwei unterschiedlichen Flächen ausgestattet: Einer Steigzone und einer Gleitzone. Für die Steigzone verwendest du ein Hartwachs. Dieses haftet gut am Schnee und sorgt beim Abstoßen für eine optimale Kraftübertragung. Die Gleitfläche pflegst du hingegen mit einem herkömmlichen Heiß- oder Kaltwachs – abhängig von deinem persönlichen Anspruch und Bedarf.
Das brauchst du zum Skiwachsen
Neben dem passenden Wachs benötigst du für das Wachsen deiner Ski mit Heißwachs folgende Grundausstattung:
- ein Wachsbügeleisen (zur Not reicht auch das ausrangierte Bügeleisen aus dem Keller)
- eine Aufnahme für deine Ski
- eine Kunststoff-Abziehklinge
- eine Kupferbürste
- eine Nylon- oder Rosshaarbürste
- ein weiches Tuch (beispielsweise aus Mikrofaser)
Für das Wachsen mit Kaltwachs reichen eine Abziehklinge sowie ein weiches Mikrofasertuch aus, da du das Wachs direkt auf deine Ski aufträgst und anschließend nur noch glattziehen und polieren musst.
Bevor du nun mit dem Wachsen deiner Ski beginnst, vergiss nicht, die Kanten zu schleifen. Scharfe Kanten sind essentiell für den notwendigen Grip auf harten und vereisten Pisten. Zum Kantenschleifen benötigst du eine Feile, einen Aluoxyd-Schleifstein, einen Feilenhalter, einen Winkel, eine Klemme und eine Diamantfeile.
Zunächst schleifst du die Außenkante an der Belagseite in einem Winkel von ca. 88 Grad. Um den Winkel einzuhalten, legst du die Feile in einen Feilenhalter und beginnst mit dem Abschleifen. Anschließend schleifst du die seitlichen Kanten des Belages. Entferne hierzu im ersten Schritt vorhandene Verhärtungen mit einem Aluoxyd-Schleifstein, indem du mit diesem so lange an den Kanten entlang fährst, bis alle Verhärtungen verschwunden sind.
Zu guter Letzt sind die Seitenkanten an der Reihe. Tausche den Schleifstein gegen eine Feile aus und fahre mehrmals in Laufrichtung über die Kanten deiner Ski. Dabei übst du einen leichten Druck aus, der jedoch nicht so stark sein darf, dass du die Gleitfläche deiner Bretter beschädigst. Unser Tipp: Ob die Kanten wirklich scharf sind, überprüfst du mit deinem Fingernagel. Zum Abschluss polierst du alle Kanten mit einer Diamantfeile.
Im Folgenden erklären wir dir im Detail, wie du deine Ski fachgerecht wachst.
Schritt 1: Das Putzen
Die Risse und Poren in den Gleitflächen deiner Bretter zu säubern ist wichtig, damit das Wachs später tief in das Material eindringen kann. Für das Putzen verwendest du eine weiche Bürste und ein Stofftuch. Unser Tipp: Klebe ein Klebeband auf die Gleitflächen deiner Ski und zieh es wieder ab, um die letzten Dreckreste zu entfernen.
Schritt 2: Der erste Wachsvorgang
Nun wird es Zeit für die erste Wachsschicht – die sogenannte Basis. Zunächst reibst du das Heißwachs gleichmäßig auf und fährst anschließend mit dem Bügeleisen über die Gleitflächen deiner Ski. Alternativ kannst du das Wachs auch mit dem Bügeleisen auftropfen – hier ist der Verbrauch jedoch höher. Wichtig: Achte unbedingt auf die richtige Temperatur des Bügeleisens. Für die meisten Wachse ist eine Temperatur von 120-130 Grad optimal – das entspricht bei handelsüblichen Haushaltsbügeleisen der Einstellung „Wolle/Seide“. Beginnt das Wachs zu rauchen, musst du die Temperatur reduzieren.
Durch die Erhitzung dringt das Wachs gleichmäßig in die Poren des Belags ein. Jetzt heißt es warten, bis die erste Wachsschicht eingezogen und getrocknet ist. Dies dauert, je nach Wachssorte, 30-60 Minuten. Mit deinen Fingerkuppen kannst du prüfen, ob das Wachs hart, also getrocknet ist, oder ob es noch weich ist und du mit dem nächsten Arbeitsschritt ein paar Minuten warten solltest.
Schritt 3: Das Abstreifen
Im dritten Schritt streifst du die erste Wachsschicht glatt. Dazu verwendest du eine Kunststoff-Abziehklinge, die du mit sanftem Druck und einer gleichmäßigen Geschwindigkeit über die Gleitflächen deiner Ski führst. Wiederhole diesen Vorgang ca. 4-5 Mal.
Schritt 4: Die zweite Schicht
Für das Aufragen der zweiten Wachsschicht wiederholst du die Arbeitsschritte 2 und 3. Anspruchsvolle Athleten tragen nicht nur zwei, sondern häufig vier bis fünf Wachsschichten auf, um die Gleiteigenschaften ihrer Ski zu optimieren. Wie viele Schichten du tatsächlich aufbringst, hängt von deinen persönlichen Vorlieben sowie deinem Anspruch ab. Mindestens zwei sollten es jedoch sein.
Schritt 5: Das Polieren
Nach dem Auskühlen und Erhärten der letzten Wachsschicht ziehst du die Gleitflächen deiner Bretter noch einmal ab (Schritt 3). Nun legst du die Belagstruktur durch das Bürsten mit einer Kupferbürste wieder frei. Für das perfekte Finish polierst du die Gleitflächen abschließend mit einer Rosshaar- oder Nylonbürste. Diese glätten die Oberflächenstruktur und reduzieren auf diese Weise den Reibungswiderstand des Wachses. Fertig. Deine Ski erstrahlen in frischem Glanz und du startest mit perfekt gewachsten Brettern zu deiner nächsten Abfahrt.